Hallo an alle,
Kryonik:
In der Molekularbiologie werden oft menschliche Zellen
in fluessigem Stickstoff eingefroren. Wenn man besonders
schonende Bedingungen waehlt (Kulturmedium (RPMI 1640)
mit zehn Prozent Serum (FCS) und zehn Prozent
Dimethylsulfoxid (DMSO) als Kristallisationshemmer), dann
lebt nach dem Auftauen etwa die Haelfte davon weiter.
Bei den meisten eingefrorenen Organen koennten
Nanomaschinen die Schaeden durch die Eiskristalle
beheben, aber beim Gehirn ist das wesentlich schwieriger.
Man vermutet, dass unsere Persoenlichkeit und unsere
Erinnerungen dezentral in den jeweils etwa 1000 Synapsen
unserer rund 100 Milliarden Gehirnzellen gespeichert ist.
Wenn sich Eiskristalle zwischen den 10 hoch 14 Synapsen
des Gehirns bilden, dann besteht eine gewisse
Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Informationen ueber
unsere Persoenlichkeit auch fuer Nanomaschinen irreparabel
verloren gehen, weil sie gar nicht wissen koennen, welche
synaptischen Übertragungswerte sie einstellen sollen.
Vorschlag:
Wasser dehnt sich beim Gefrieren um rund zehn Prozent aus.
Deshalb schmilzt Eis unter hohem Druck, und deshalb gefriert
Wasser unter hohem Druck erst bei niederigeren Temperaturen.
Wenn man ein extrem dickwandiges Stahlrohr verwendet, bei
dem der Innendurchmesser kleiner als seine Wandstaerke ist,
und darin eine Gewebeprobe zusammen mit Zellkulturmedium
luftblasenfrei einschliesst, dann sollte beim Abkuehlen
auf Grund des entstehenden hohen Druckes das Wasser
entweder nicht gefrieren, oder es sollte eine sich nicht
ausdehnende Modifikation des Wassereises entstehen.
Vermutlich bildet sich zuerst entlang der Stahlwandung
eine duenne Schicht normalen Wassereises, das dadurch
den hohen Druck aufbaut, der den Rest des Wassers zu
einem anderen Verhalten zwingt.
Ich vermute, dass der allseitig wirksame hohe Druck der
Gewebeprobe genau so wenig schadet, wie er den
Tiefseefischen schaden kann, und dass er deshalb weniger
schlimme Folgen als die Eiskristalle haben koennte.
Allerdings sollte man bei diesem Versuch auf eventuell
wegfliegende Stahlsplitter vorbereitet sein.
Falls man dieses Verfahren beim Menschen anwenden kann,
dann wird das Einfrieren wesentlich teurer werden.
Mit freundlichen Gruessen,
Karl Bednarik.